faustok: a szamosszegi, a goethei és a thomas manni
Jeder von uns trägt seinen „Faust“ in sich.(?????????????????????????????????????)
München befindet sich im Faust-Fieber
„Faust“ ist der Inbegriff der deutschen Literatur, an ihm arbeiten sich Künstler seit 200 Jahren ab. In München zeigen Kreative nun sechs Monate lang Ausstellungen und Inszenierungen rund um Goethes Drama.0Werbung ausblendenAnzeige
„Faust“, das ist das Drama der Superlative. 60 Jahre Arbeit mit immer neuen Veränderungen ab dem „Urfaust“ . Zwei Teile mit einer Länge von insgesamt 12.110 Versen. Drei Dutzend verschiedene Spielorte für eine Handlung, die mehr als 80 Darsteller verlangt. Aber auch ein ikonischer Text, an dem kein Regisseur, der auf sich hält, vorbeikommt. Sogar ins Popcorn-Kino ("Fack you Göhte") hat es „Faust“ geschafft – als das „gelbe Kackbuch von diesem Reclam“. Populärer geht’s wirklich nicht.
Von Februar bis Juli ist ganz München Teil des Festivals
Als Roger Diederen, Direktor der Hypo-Kunsthalle, vor gut zwei Jahren erstmals über seine Idee einer Ausstellung zum Thema „Faust“ sprach, war er trotzdem überrascht, welche Lawine er damit lostrat. Innerhalb kurzer Zeit hat sich sein Projekt wie von Zauberhand – Mephistos Werk? – zu einem mehrmonatigen Festival ausgewachsen. Von jetzt bis 29. Juli ist ganz München „Faust“:
An den 500 Einzelveranstaltungen sind so ziemlich alle Kulturinstitutionen der Stadt, unter anderem der Gasteig, in irgendeiner Form beteiligt. Und irgendwie passt das ja auch wieder. Denn der „Faust“, die bekannteste Figur der deutschen Literaturgeschichte, ist eine ideale Projektionsfläche. In ihr bündelt sich so ziemlich alles, wofür die Deutschen sich gern halten: Bedingungslos nach Erkenntnis, nach ewiger Wahrheit und tiefstem Wissen strebend, doch immer, ach, mit den zwei Seelen in der Brust kämpfend. Eine nationale Identifikationsfigur für Bildungsbürger, mehr noch, ein Schlüsselmythos der Moderne, in dem sich auch aktuelle Themen verstecken.
„Faust“, das sind auch die Phänomene des 21. Jahrhunderts: der blinde Fortschrittsglaube und Machbarkeitswahn mit seiner faustischen Hybris genauso wie der zügellose Hedonismus, der Optimierungsdruck und das Streben nach unvergänglicher Jugendlichkeit, selbst das Problem der Pädophilie in der Verführung des minderjährigen Gretchens durch den über 40 Jahre alten Gelehrten, den der Pakt mit dem Teufel in einen jugendlichen Liebhaber verwandelt hat. Aber fangen wir von vorne an!
„Faust“ ist zunächst mal – ein Theaterstück. Eines allerdings mit gewaltigen Herausforderungen, wie Claudia Blank als Chefin des Deutschen Theatermuseums betont. Um keine banale Chronologie der Faust-Rezeptionsgeschichte zu präsentieren, spürt sie in ihrer Ausstellung „Faust-Welten“, dem Beitrag des Theatermuseums zum Festival, Goethes Werk unter originellen Aspekten nach.
Und wird schnell fündig. Denn: Eigentlich hatte der Weimarer Dichterfürst, selbst mehrere Jahre versierter Theaterleiter vor Ort, mit seinem Opus Magnum nach eigenem Bekunden kein Bühnenwerk, sondern ein reines Lesedrama verfassen wollen. Dadurch machte er es all jenen, die sich nach ihm am „Faust“ versucht haben und den Versuch unternahmen, das monströse Werk auf die Bühne zu wuchten, verdammt schwer.
„Ständige Ortswechsel, oft extrem knappe Szenen, optisch unrealisierbare Bilder wie Faust und Mephisto auf schwarzen Pferden, Geister und Hexen, auftretende Ameisen und Greife, Gruppen von Dienstmägde oder Herolden – und alle mit Text. Dazu nur im ersten Teil eine stringente Handlung, in Faust II jedoch die intellektuelle Überforderung der Zuschauer – Goethe wusste um diese Probleme, hat sie aber ignoriert“, sagt Claudia Blank. Immer wieder gab es außerdem Probleme mit der Zensur, weil der „Faust“ voll sexueller Anzüglichkeiten, Obszönitäten und Religionsfeindlichkeit steckt.
„Faust“ passt sich stets dem Zeitgeschmack an.
„Schon im 19. Jahrhundert erkannte man die Notwendigkeit einer Textbearbeitung“, so Blank. Neben der szenografischen Entwicklung, die überzeugende „Faust“-Inszenierungen erst ermöglichten, thematisiert man im Deutschen Theatermuseum auch die Veränderung der Rollenbilder. „Der Besucher braucht auch etwas, um emotional andocken zu können.“
aust, Mephisto, Gretchen, das Dreigestirn der Protagonisten, wurde immer wieder neu interpretiert – nicht nur optisch. So gab es Gretchen schon in allen Variationen zwischen blond bezopft bis dunkelhaarig, als braves Bürgermädchen bis zur kessen Verführerin. Oder gleich im Dutzend.
Mephisto, immer die spannendere Rolle, wurde meist als das teuflische Aas dargestellt, geprägt durch Gustav Gründgens. Aber auch als Kavalier, als satanischer Typ mit Fledermausflügeln oder als Frau, wie in Martin Kusejs Inszenierung mit Bibiana Beglau in dieser Rolle.
Betrachtet man die Reihe der Schauspieler, die schon als Faust aufgetreten sind, kann man verstehen, dass sich jeder in Faust finden kann. Heldisch wie Will Quadflieg, bäurisch Sepp Bierbichler, ein unzufriedener Pauker in Dieter Dorns legendärer Inszenierung, fies in Martin Wuttkes Darstellung. Mal spießiger Bundesbürger, dann wieder eleganter Dressman, Provinzprofessor, charmanter Lover oder ein Ego-Shooter von heute. Jeder von uns trägt seinen „Faust“ in sich. Und kann beim Münchner Festival noch zusätzlich auf Entdeckungsreise gehen. Und das nicht nur in den Tempeln der Kunst.
Muss man erwähnen, dass man mit „Faust“ auch ordentlich Party machen kann? Das hat schon der Urfaust gewusst. Und weidlich ausgenützt. Man sollte ihm auf seinen Wegen folgen.
Faust - Der Tragödie Erster Teil - Goethe
https://www.youtube.com/watch?v=PJJmXtnWkvc